Kurier.at - Bill Kaulitz: Ich hatte es wirklich satt
"Ich konnte den Namen Tokio Hotel nicht mehr hren. Ich hatte es wirklich satt."
Deshalb zog es Tokio-Hotel-Snger Bill Kaulitz (25) mit seinem Bruder, dem Gitarristen Tom, vor vier Jahren nach Los Angeles. Mit Drummer Gustav Schfer und Bassist Georg Listing hatten die beiden Magdeburger ihre Band zu einem Rekorde brechenden Teenie-Phnomen gemacht – mit Millionen-Verkufen und ausverkauften Tourneen auch in Frankreich und England.
Und mit allen Nachteilen: "Wir konnten nicht mehr auf die Strae gehen, weil immer und berall Fans waren", erklrt Bill im Interview mit dem KURIER. "Und wir haben fnf Jahre lang permanent gearbeitet. Da gab es nie den Moment, wo man mal den Laptop weggepackt hat oder auf Urlaub gefahren ist."
Die Entscheidung, sich eine Auszeit zu nehmen und dafr nach Los Angels zu ziehen, kam spontan nach einem Einbruch im Hause Kaulitz. "Klar wollten wir mit dem Umzug von dem Rummel weg", erklrt Kaulitz. "Aber er war auch kreativ wichtig. Wir htten damals gar nicht gewusst, wie wir ein neues Album machen sollen. Wir hatten das Gefhl, alles gesagt und gemacht zu haben. Worber sollst du auch schreiben, wenn du auerhalb der Band kein Leben hast und nicht auf die Strae gehen kannst?" Die Zeit war reif fr eine Vernderung. "In L.A. waren wir anonym und ein Jahr lang nur privat unterwegs. Dadurch kam die Lust auf das Musikmachen zurck. Wir haben uns ein Heimstudio gebaut und angefangen zu produzieren."
Das Ergebnis liegt jetzt vor: Mit "Kings Of Suburbia", dem vierten Studio-Album, wenden sich Tokio Hotel von den rockigen Gitarren ab und Computern und Synthesizern zu.
Auch wenn Bill sagt, dass diese Sounds von der lebhaften Clubszene in Los Angeles und den dort gefeierten Stars beeinflusst sind – mit den Vorbildern, die er nennt, hat der wenig innovative, belanglose Elektro-Pop-Sound von "Kings Of Suburbia" nicht viel gemeinsam.
"Skrillex, Robyn und Swedish House Mafia – alles, was in L.A. vor zwei oder drei Jahren gro abgefeiert wurde, hat uns beeinflusst. Denn dort sind DJs die neuen Rock-Stars und lsen in Stadien unglaubliche Euphorien aus."
Dass sich Tokio Hotel auflsen, sagt Bill, stand in den vier Jahren, in denen die Band von der Bildflche verschwunden war, nie im Raum. Sehr wohl diskutiert wurde aber eine genderte Rollenverteilung: "Tom sagte mir mal, er werde in Zukunft nur mehr produzieren und auch auf den Tourneen die Gitarre spielen, wolle aber keine Interviews mehr geben und keine Fotoshootings mehr machen. Fr mich wre das okay gewesen, denn ich habe von uns allen damit das geringste Problem. Als Snger und Aushngeschild habe ich ohnehin schon immer den Groteil der ffentlichkeitsarbeit gemacht. Aber mit der Zeit und dem ntigen Abstand, hat Tom seine Meinung da ohnehin wieder gendert."
Eigentlich wollten Tokio Hotel schon vor einem Jahr zum Comeback ansetzen. Doch dann kam das Angebot, dass Bill und Tom als Juroren zu "Deutschland sucht den Superstar" gehen. "Wir hatten schon in der ersten Karriere-Phase von jeder Castingshow solche Angebote", erzhlt Bill. "Damals war es aber einfach nicht drinnen, dass wir uns fr die Aufzeichnungen einen Monat am Stck freinehmen. Voriges Jahr hat es aber super gepasst: Wir hatten das Album gerade verschoben, weil wir im Studio einen guten Lauf hatten, und viele tolle Songs schrieben. So hatten wir die Zeit dafr. Und finanziell war das Angebot irgendwann auch so gro, dass man es nicht mehr ablehnen konnte."
Wie viel Tokio Hotel bezahlt bekamen, mag Bill nicht sagen. Dafr aber, dass DSDS ein einmaliger Ausflug in die TV-Unterhaltung war: "Ab jetzt steht wieder die Band, die Album-Promotion und die nchste Tour im Vordergrund."
INFO:Die "Kings of Suburbia"-Tour ist in Planung – sie startet 2015.
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